Hängebrücke Lapinsalmi Foto: Ingeborg Schunz
Seit meiner Jugendzeit zieht mich der Norden an
„FINNLAND – mein Sehnsuchtsland !“
Seit meiner Jugendzeit zieht mich der Norden an. Ich lese gerne Autoren, die das Leben dort beschreiben, z.B. den Roman
„Kristin Lavrans Tücher“ von Sigrid Unsted oder auch „Wildauge“ von Katja Kettu.
Über unseren Städtepartnerschaftsverein reiste ich 2005 zum ersten Mal nach Finnland in die Stadt Kuusankoski und Umgebung. Es schien mir unendlich fern und fremd. Das änderte sich sehr schnell. Wälder, Wiesen, Seen und nicht zu vergessen der Himmel; das Gefühl von Weite und Freiheit verzauberte mich.
Bei Sprachbegegnungen hatte ich nichts zu befürchten, die finnischen Freunde sprachen Deutsch. Das erste lange Wort, über einem kleinen Geschäft in Kuusankoski, lautete: „Rautateollisuuden Kauppa
– Eisenwarenhande l“; das zweite Wort war noch länger. Es stand auf einem Straßenschild in Kotka: „Kymenlaakson ammattikoreakoulo kotkan merikijasto“. Universität und Meeresbibliothek, das weiß ich heute. Die Sprache habe ich nicht erlernt, aber mit der Zeit prägten sich einige Wörter ein.
Bei dem Wettbewerb „Mein finnisches Lieblingswort“ habe ich mich trotzdem beteiligt. Ich wählte das Wort „Valentinstag“ „Ystävä npäivä“, weil ich über die Jahre sehr viele Karten von meinen Freunden zu diesem Tag erhalten habe, als Ausdruck für unsere Freundschaft!
„Sisu“ ist das besondere Wort der Finnen. Das Verhalten spürt man nach, es ist für mich nicht leicht zu lernen, aber ich habe immer versucht, es nach zu empfinden .
Die Natur lernte ich auf dem Ausflug ins Repovesi-Naturschutzgebiet kennen. Dort warteten die anderen Gruppenmitglieder schon am Lagerfeuer mit typischer Wurst und dem Kaffeekessel auf dem Feuer auf mich.
Es sollte über die Hängebrücke Lapinsalmi gehen. Da musste ich mich sehr überwinden. Auf der anderen Seite angekommen, hatte ich das Gefühl, auch die Wildnis erobert zu haben.
Auf einem anderen Ausflug wurde auf einem Felsplateau ein Kreis gebildet und bei einem Tanz ein heidnisches oder auch traditionelles Lied gesungen. Weit und breit Stille und wunderbare Natur, die Felsen von besonderem Moos bedeckt und über all Flechten. Einige Stücke waren so schön, dass ich nicht widerstehen konnte, sie einzusammeln. Zu Hause fertigte ich zur Erinnerung eine Collage an.
Als ich 2015 die Anfrage zur Betreuung für unsere Partnerstadt KOUVOLA bekam, zögerte ich nicht. Immer schon liebe ich es, Landkarten zu schauen und Wege zu ergründen. Das konnte ich dann für die Planungen zu meinen drei Bürgerreisen umsetzen. Neues zu entdecken und Land und Leute kennenzulernen; auch die Freunde wiederzusehen, mit denen man seit vielen Jahren Kontakt pflegt, das macht mir Freude.
Bei einem überraschenden Besuch am Gedenkstein Kuhlmey bat man mich in Gegenwart vom Major d. R. lgnatius einen Strauß mit Schleife Finnland/Deutschland niederzulegen. Da ich ehrlich gesagt, diese wichtige geschichtliche Episode nicht kannte, hatte ich starkes Herzklopfen. Später las ich das Buch von Rene Nyberg „Der letzte Zug nach Moskau“, es brachte für mich Klarheit in die Zeit der Kriegswirren. Alt Rauma versetzte mich in die Vergangenheit, die in den vielen Büchern gut beschrieben wird, Beispiel in „LEMPI“ von Minna Rytisalo.
Den Elch habe ich jetzt auch in natura sehen, füttern und streicheln dürfen, auf dem Moose Hof in Jämsä. Ein Erlebnis, nicht nur für Kinder!
Die Fahrt über den Punkaharju war sehr besonders. Es war ein Glücksgefühl, die Stille zu spüren, wie Wolken und Sonne das Wasser als Spiegel benutzten. In Gedanken war ich bei der Luftaufnahme des Seen-Gebietes, welches ich als Titelbild für die Reise wählte . Im Bus erklang dazu eine CD mit Sibelius Musik. Da wollte ich am liebsten für immer bleiben.
Ich bin 75 Jahre alt und habe noch einen Wunsch: Finnland im Schnee zu erleben!
Anmerkung der Redaktion:
Text & Fotos: Ingeborg Schunz
Entnommen den DFG Landesnachrichten NRW - Jubiläumsausgabe Oktober 2023
50 Jahre DFG NRW - 1973-2023